Verunreinigungen von Verpackungen, die in Lebensmittel gelangen, stellen ein potenzielles Problem dar. Gerade auch im Zusammenhang mit Kunststoffrezyklaten werden die Sicherheit und die Risiken eines Einsatzes der Sekundärmaterialien in Lebensmittelverpackungen oftmals diskutiert. Gefährliche Chemikalien und deren intransparente Ausweisung in Produkten sind ein Hindernis für den Übergang zu einer zirkulären Wirtschaft. Wenn solche Stoffe im Abfall vorhanden sind, ist die Nutzung des Abfalls in der Wiederverwendung oder im Recycling teurer, komplexer und teils sogar unmöglich. Fehlende Informationen sind Teil des Problems – Sortierer und Recycler können oft nicht genau wissen, was in dem Abfall enthalten ist, den sie zur Verarbeitung erhalten.
Weitaus besser wäre es, wenn Produkte, die für das Recycling bestimmt sind, diese bedenklichen Stoffe gar nicht erst enthalten würden. Dabei helfen können Design for Recycling Guidelines wie z.B. von der Allianz Design for Recycling Plastics für die Schweiz erarbeitet (weitere Informationen finden Sie hier). Dies ist allerdings nicht immer ganz einfach. In vielen Fällen, z.B. in komplexen Produkten wie Elektronik- und Medizingeräten, werden bedenkliche Stoffe in kleinen Mengen verwendet, weil sie den grössten Nutzen in Bezug auf die Funktionalität bieten.
Um besser zu verstehen, in welchem Umfang bedenkliche Stoffe in Produkten enthalten sind, und um deren sichere Handhabung durch die Abfallentsorger zu gewährleisten, müssen Unternehmen in der EU ab dem 5. Januar 2021 Daten an eine neue Datenbank der Europäischen Union übermitteln, die von der Europäischen Chemikalienagentur verwaltet wird. Die Datenbank, die unter dem Namen SCIP (Substances of Concern In Products) bekannt ist, wurde im Rahmen einer Revision der EU-Abfallgesetze im Jahr 2018 in Auftrag gegeben. Weitere Informationen finden Sie hier.
Das Projekt Clean Cycle am Lehrstuhl für Ökologisches Systemdesign der ETH Zürich (Wissenspartner der Drehscheibe) befasst sich mit dieser Thematik in der Schweiz. Das Forschungsprojekt führt Materialflussanalysen (MFA) durch, um einen Überblick über die aktuellen Stoffflüsse der verschiedenen Kunststofftypen in der Schweiz zu erhalten. Mit dem Ziel, den gesamten Lebenszyklus von Kunststoffen und darin enthaltenen Verunreinigungen zu modellieren, wird die MFA die sekundäre Kunststoffproduktion mit der Produktherstellung verbinden. Damit kann bestimmt werden, welcher Recyclingstrom für welche Produkte wiederverwendet wird. Es werden verschiedenen Zukunftsszenarien hinsichtlich der Recyclingquoten sowie mögliche Single-Stream Sammelsysteme, geeignete Recyclingverfahren und potenzielle Verfahren zur Schadstoffbeseitigung in Betracht gezogen. Ausserdem erstellt das Forschungsprojekt eine Datenbank über Chemikalien, die in der Herstellung von Kunststoffen verwendet werden, und somit die Qualität und die Sicherheit der Sekundärmaterialien beeinflussen können. Mit einer solchen Datenbank lassen sich Risiken für Konsument*innen, weitere bedenkliche Stoffe in Kunststoffen und blinde Flecken in der momentanen Gesetzgebung und Kontrolle besser identifizieren.
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